Am 2. Oktober 2023 hieß es: Geschafft! Die Weinlese ist beendet und der Jahrgang 2023 gärt nun im Keller!
Nach 28 intensiven Lesetagen – ohne einen einzigen Tag Pause – haben wir am 2. Oktober die Scheren aus der Hand gelegt und mit unserem 25-köpfigen Leseteam angestoßen und gemeinsam bis in die Morgenstunden Erntedank gefeiert.
Das Wetter hat uns in diesem Jahr – mal wieder- besonders gefordert.
Ein trockener Sommer, dann genug Regen im August und hohe Temperaturen während der ersten beiden Lesewochen. Selbst langjährige Lesehelferinnen, die mich als Kind schon auf dem Arm hatten und so lange dabei sind, wie ich denken kann, sagten mir beim Abschluss: „Das war das anstrengendste Jahr seit langem“. Aber die Mühen haben sich gelohnt! Denn die penible und in diesem Jahr äußerst zeitintensive Handlese bescherte uns eine tolle Traubenqualität. Das zeigte wieder einmal mehr, dass Handlese der Schlüsselfaktor für gute Qualitätsweine ist, die dank 100% gesunden Trauben mit sehr wenig Schwefel auskommen und – so wie es unsere Qualitätsphilosophie ist – keine künstlichen Behandlungs- und Zusatzmittel enthalten.
Die Gärungen liefen in diesem Jahr wortwörtlich von selbst! Der Vorteil des nassen Augusts war, dass die Beeren in der Phase, in der sie das meiste Volumenwachstum verzeichnen und wertvolle Inhaltsstoffe einlagern, optimal versorgt waren. Von dieser guten Nährstoffversorgung profitierten insbesondere die Spontangärungen. Dabei wird die Gärung nicht durch die Zugabe gezüchteter Hefen eines Hefestamms eingeleitet sondern wir warten darauf, dass die Hefen, die im Keller oder auf den Beeren im Weinberg sitzen und beim Pressen in den Most übergehen, von alleine mit der Gärung beginnen. Dabei beginnen viele verschiedene Hefestämme mit der Gärung, die schon lange bei uns in Weinberg und Keller beheimatet sind. Uns gefällt die Idee, auf unsere lokale und individuelle Hefepopulation zu setzen anstatt auf industriell erzeugte und austauschbare Weinhefen, und die Weine werden nach unserer Erfahrung facettenreicher und würziger. Auf der anderen Seite ist die Spontangärung risikoreicher, da die Hefen häufiger mal die Gärung verlangsamen oder beenden, wenn noch Restsüße im Wein vorhanden ist. Manchmal hilft da einfach Geduld: So hat unser Fass Riesling aus der Gimmeldinger Meerspinne aus dem Jahrgang 2022 nach einer kurzen Unterbrechung während der kalten Wintermonate im Frühjahr 2023 wieder leicht zu Blubbern angefangen und war kurz vor Lesebeginn 2023 dann endlich durchgegoren. Die Lagenweine 2022 werden somit auch erst im Frühjahr 2024 gefüllt.
2018 haben wir ein erstes Fass Riesling spontanvergoren, mittlerweile sind es 75% des gesamten Kellers und alle Weine sind schon Mitte November durchgegoren. Bei unseren ersten Verkostungsrunden im November zeigen sich die Weine aus 2023 schon verhältnismäßig reif entwickelt und mit satter, intensiver Aromatik. Wir sind gespannt auf die Entwicklung in den kommenden Monaten!
Einen kleinen Rückblick auf die diesjährige Lese gibt es mit diesem Video:
Ein letzter kritischer Blick durch unsere Duale Studentin Helene am Förderband, bevor die Trauben in der Presse landen.
Auszubildende Ian beim Überschwallen des Spätburgunder-Tresterkuchens.
Die Presse läuft – Feierabend! Vielen Dank an das Team, das vollen Einsatz geleistet hat!