Peter und Hans-Christoph Stolleis berichten über die ersten Weine des neuen Jahrgangs 2019 und über Pläne für die Zukunft.
In diesen aufwühlenden Tagen tut es gut, zu sehen, dass in der Natur alles seinen normalen Gang geht: Der Frühling ist auf dem Vormarsch und die letzten warmen Tage haben den Reben sichtbar wieder Leben eingehaucht: Die Knospen plustern sich auf, der Austrieb steht kurz bevor.
Unser Außenverwalter Markus Weidmann war seit Dezember bei Wind und Wetter in den Weinbergen und hat jede einzelne Rebe zurückgeschnitten. Unterstützt wurde er dabei durch unseren Dualen Weinbaustudenten Jens. Mit dem Rebschnitt legen wir die Grundlage für den Jahrgang 2020, jede Rebe ist in ihrem Wuchs einzigartig und der Rebschnitt muss dem gerecht werden. Ein „Schema F“ gibt es hier nicht.
Im Keller wiederum war nach dem aufgeregenden Herbst die Zeit der Ruhe eingekehrt, wir geben den jungen Weinen genügend Zeit zur Reifung und Entwicklung bevor dann im Februar die ersten Füllungen anstanden. Unsere Lagenrieslinge liegen aktuell noch auf der Hefe, sie werden dann Ende April gefüllt. Regelmäßig verkosten wir im Team die Weine und stellen dabei bemerkenswerte Entwicklungen fest: Einige Fässer verschließen sich innerhalb von Tagen, schmecken völlig anders als noch vor zwei Wochen, andere blühen wieder auf. In diesem jungen Stadium sind die Weine noch sehr wechselhaft, je älter sie werden, desto klarer und fester wird ihr Charakter.
Ein erstes Resümee zu 2019? Die Qualitäten überzeugen uns durch die Bank, die Burgunder etwa duften toll, sind spritzig und haben viel Trinkfluss. Die Rieslinge entwickeln sich sehr eigenständig, haben schon im jungen Stadium viel Tiefgang und Struktur. Etwas überraschend und schmerzlich war jedoch der historisch niedrige Ertrag des Jahrgangs 2019 denn über die Hälfte aller Fässer im Keller war auch nach dem Herbst noch leer.
Im kommenden Sommer steht dann der nächste Schritt an: Peter Stolleis übergibt, 40 Jahre nach seinem Einstieg bei seinem Vater Erich, die Leitung des Betriebs an Hans-Christoph weiter. Hans-Christoph ist nach seinem BWL-Bachelor in Göttingen, dem Weinbaustudium in Geisenheim und mehreren Praktika bei renommierten Betrieben in Deutschland, Österreich, Neuseeland und Südafrika bereits im vergangenen Sommer wieder zurückgezogen und unterstützt nun die Seniorgeneration.